Cloud-Dienste fürs Lernen, Lehren und Fördern
Lern-, Lehr- und Förderumgebungen öffnen sich zunehmend und werden multimedialer, interaktiver, dynamischer und modularer. Zugleich grenzen sie sich vermehrt voneinander ab, indem sie persönlicher und automatisiert auf die eigenen Vorlieben und Bedürfnisse zugeschnitten werden. Für diese Bedürfnisse sind die Möglichkeiten einer Cloud ideal. So kann auch der spezielle Bedarf für Lernende mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen berücksichtigt werden. Aber Achtung: Auch hier lauern gewisse datenschutztechnische Tücken, die man kennen sollte.
Die Funktionalitäten der Cloud-Dienste fürs Lernen und Lehren unterscheiden sich teilweise von denjenigen für organisatorisch-administrative Aufgaben. Bei Ersterem stehen die Dateiablage – allenfalls mit Online-Editoren – sowie Lernumgebungen mit einem Content-Management-System (CMS) im Vordergrund. Sie bieten Schülerinnen und Schülern sowie Lehrpersonen persönliche Lernumgebungen und stellen die Organisation von Lernressourcen sicher.
- Überblick
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Folgende Cloud-Dienste bilden zusammen eine digitale Cloud-Umgebung fürs Lernen und Lehren:
- Eine Cloud-Dateiablage mit Online-Editoren für Text, Grafik und Präsentationen.
- Kommunikationsdienste, bestehend aus E-Mail, Adressbuch und Kalender sowie Text-, Audio-, und Videochat für Gruppen. Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Mitarbeitende kommunizieren und organisieren sich mit diesen Diensten.
- Eine schulische Lehrumgebung, die die Lehrpersonen bei der Strukturierung der digitalen Abläufe des Unterrichts unterstützen. In der Lehrumgebung können digitale Lerninhalte zur Verfügung gestellt werden und stehen Cloud-Wandtafeln zur Verfügung.
- Eine persönliche Lernumgebung, die zum Sammeln, Strukturieren und Ordnen von Materialien und Notizen geeignet ist.
- Neben den erwähnten Cloud-Diensten kommen Dienste zur Nutzung von Lernressourcen hinzu.
Cloud-Dateiablage mit Online-Editoren
Die Cloud-Dateiablage bietet einen zentralen Ort für die Speicherung aller Dateien und Dokumente einer Person oder einer Gruppe. Eine Cloud-Dateiablage erleichtert zudem das Teilen von Dokumenten.
Online-Editoren erlauben eine «Echtzeit-Zusammenarbeit» bei Dokumenten. Oft sind Cloud-Dateiablage und Online-Editoren kombiniert (z.B. Google Workspace for Education Plus, Microsoft 365, anyCloud
). Sie bilden zentrale Eckpfeiler jeder Schul-Cloud-Umgebung.
Kommunikations-Dienste
Die Kommunikations-Dienste sind für die Kommunikation zwischen allen Benutzenden wichtig. Meistens umfassen sie zwei verschiedene Produkte, die jeweils mehrere Funktionen vereinen:
- E-Mail, Adressbuch und Kalender
- Text-, Audio- und Videochat für Gruppen
Die Kommunikations-Dienste werden nicht nur fürs Lernen und Lehren verwendet, sondern auch für administrative Prozesse und für die Kommunikation mit externen Personen.
Der Schutz der Daten und insbesondere deren Verschlüsselung sind bei Kommunikationsdiensten zentral. Schulen werden gefordert sein, darauf zu achten und datenschutzkonforme Lösungen zu nutzen.
Schulische Lehrumgebung
Die schulische Lehrumgebung dient der Strukturierung, Didaktisierung, Rhythmisierung und Individualisierung sowie der Koordination der Zusammenarbeit und Gamifizierung der Lerninhalte.
Sie kann aus einem einfachen Content-Management-System (z.B. Wordpress) oder einem Wiki bestehen. Eine hierarchische Dateiablage, in der Ordner und Dokumente zur Didaktisierung der Lerninhalte dienen, kann ebenso eine schulische Lernumgebung darstellen. Komplexere Formen sind E-Learning-Umgebungen, sogennannte Learning-Management-Systeme (LMS wie Moodle, Ilias etc.) oder Umgebungen zur Strukturierung und Individualisierung des Lernprozesses (wie z.B. LearningView.).
Persönliche Lernumgebung
Die persönliche Lernumgebung dient der Strukturierung des eigenen Lernprozesses. Die Umgebung enthält Werkzeuge, mit denen die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrpersonen ihren persönlichen Arbeits- und Lernprozess organisieren und gestalten können.
Die persönliche Lernumgebung beinhaltet Rechen- und Speicherkapazitäten sowie Anwendungen, für die die Benutzenden die Bestimmungshoheit besitzen. Diese organisieren und strukturieren ihre Lernumgebung in Eigenverantwortung und nach persönlichen Vorlieben.
Zur persönlichen Lernumgebung gehören neben den persönlichen Endgeräten inkl. Betriebssystemsoftware auch die persönliche Cloud-Dateiablage sowie zusätzliche digitale Werkzeuge wie Lernjournal, Bearbeitungswerkzeuge sowie Hilfswerkzeuge.
- Das Lernjournal ist ein einfaches, cloudbasiertes Notizwerkzeug wie z.B. OneNote, Notizen von Google Workspace for Education Plus, Evernote oder seesaw. Die Zukunft gehört jedoch den dynamischen Lernjournalen, die durch interaktive Elemente (MicroApps) ergänzt werden können.
- Bearbeitungswerkzeuge eignen sich zum Abspielen, Verwalten, Aufnehmen und Bearbeiten von Text, Bild, Ton und Video.
- Hilfswerkzeuge wie Taschenrechner oder Übersetzungssoftware ergänzen die Lernumgebung.
- Kombinationsmöglichkeiten von Cloud-Diensten fürs Lernen und Lehren
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Es gibt einige mögliche Strategien zur Auswahl von Cloud-Diensten
- Alles-In-Fast-Einem: Die Schule wählt eine der (fast) alles umfassenden Toolsuiten und ergänzt sie um die fehlenden Cloud-Anwendungen.
- Rosinen picken: Die Schule stellt sich die für sie geeignetsten Anwendungen zusammen.
- Open Source: Die Schule setzt soweit möglich und sinnvoll auf von ICT-Dienstleistern betriebene Open-Source-Cloud-Anwendungen.
Der Betrieb einer eigenen Cloud-Lösung aus vielen Cloud-Diensten sprengt auf alle Fälle die technischen Möglichkeiten einer einzelnen Schule oder einer Gemeinde und steht in keinem Verhältnis zum Aufwand.
Alles-In-Einem
Es gibt Toolsuiten, die fast den ganzen Bereich an Cloud-Diensten abdecken, die eine Schule für das Lehren und Lernen benötigt. Persönliche Lernwerkzeuge, Lernumgebung und Messenger sowie Intranet für die interne Kommunikation sind in einer umfassenden Umgebung unter einem Dach zusammengefasst. Der Vorteil dieser umfassenden Cloud-Dienste ist, dass die einzelnen Tools aufeinander abgestimmt sind.
Rosinen picken
Die für die einzelnen Aufgaben in der Schule jeweils besten Cloud-Dienste zu wählen, ist eine mögliche Strategie. Sie benötigt viel technisches Verständnis der IT-Projektleitung und bedeutet zusätzlichen Aufwand, um die verschiedenen Cloud-Dienste in sinnvoller Art und Weise miteinander zu verbinden.
Open Source
Open-Source-Produkte zu wählen, ist eine berechtigte ethische Entscheidung. Typischerweise ist der Entwicklungsstand von Open-Source-Produkten gegenüber den kostenpflichtigen Produkten nicht auf demselben Niveau. Dafür ist der Datenschutz oft wesentlich besser. Auch wenn die Software an und für sich kostenlos ist, ändert sich nichts daran, dass die Schule für den Betrieb der Open Source-Cloud-Produkte einen IT-Dienstleister bezahlen muss. Es gibt für alle erwähnten Cloud-Dienste gute Open Source-Lösungen.
Beispiele
Beispiel Alles-In-Einem 1: Microsoft 365
- Dateiablage => One Drive
- E-Mail => Exchange 365
- Messenger => Teams-Chat
- Persönliche Lernumgebung => One Note
- Lehrumgebung => Teams
- Intranet => Sharepoint
Mit der Lizenzierung von Microsoft 365 steht eine umfassende Cloud-Lösung mit Software, Apps und Cloud-Speicher zur Verfügung.
Die Microsoft-Tools haben einige Vorteile: Sie sind durch den Rahmenvertrag mit Educa datenschutzrechtlich anerkannt. Den Benutzenden steht sehr viel Cloud-Speicher zur Verfügung, und im Preis sind aktuell die Office-Pakete inbegriffen. Die Tools decken viele Bedürfnisse der Schule ab (grosser Funktionsumfang), und die Software ist weitverbreitet.
Beispiel Rosinen picken 1: Nextcloud + Onlyoffice/Libre Office + Signal + Proton-Mail
Rund um Nextcloud sind interessante Lösungen angesiedelt. In Kombination mit Onlyoffice Online stehen Cloud-Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentation zur Verfügung. Auf den Geräten der Lehrpersonen und Schüler/innen kommen LibreOffice oder OnlyOffice zum Einsatz. Durch einen ICT-Dienstleister betrieben, ist dies eine sinnvolle Alternative zu Microsoft 365.
Beispiel Rosinen picken 2: Onboard-Tools Google & Apple, Speicher NextcloudSchulen, die auf Tablets setzen, haben mit iOS und Android bereits gratis Tools zur Verfügung, die sie für die Textproduktion, Präsentationen und die Tabellenkalkulation einsetzen können. Da die Speicherung der Daten in der Cloud der Anbieter nicht datenschutzkonform ist, kann dieser Teil mit einer Open Source-Lösung (Nextcloud) ergänzt werden.
Vorteile
- Volle Transparenz bezüglich Standort der Daten im Cloudspeicher
- Keine zusätzlichen Kosten für die Tools
- Die Tools sind auch auf den Smartphones der Eltern, Kindern und Jugendlichen nutzbar.
- Tools lassen sich für Eltern ebenfalls kostenlos nutzen
Nachteile
- Der Cloud-Speicher muss von einer IT-Firma im Netz betrieben werden.
Beispiel Open Source: Nextcloud+Collabora, Libre Office, Linux Mail Server, Elememt/Matrix und Doku-WikiAls Alternative zu kommerziellen Anbietern ist der Einsatz von Open Source-Lösungen möglich. Mit LibreOffice steht ein Softwarepaket zur Verfügung, das Textverarbeitung, Präsentation und Tabellenkalkulation gleichermassen abdeckt und für die Anforderungen auf der Volksschulstufe mehr als ausreichend ist. Für die verschiedenen mobilen Clients sind für Android und iOs Apps verfügbar. Nextcloud ist eine professionelle Dateiablage, und Collabora bietet die entsprechenden Online-Editoren dazu. Mit einem Linux Mail-System und einem Element/Matrix Chat-Server kann ein professioneller Kommunikationsdienst bereitgestellt werden. Und mit Doku-Wiki als Lehrumgebung ist das Beispiel Open Source-Paket abgerundet.
Vorteile
- Volle Transparenz bezüglich Code und Standort der Daten
- Hoheit bezüglich Updatezyklen -> z.B. Schulferien
- Eltern können die Software ebenfalls gratis beziehen
Nachteile
- Die Cloud (Software und Speicher) muss von einem IT-Dienstleister mit sehr guten IT-Kenntnisssen betrieben werden
- Die Software wird von unterschiedlichen Anbietern entwickelt
Fazit
Zur Zeit gibt es keine Kombination von Cloud-Diensten, die datenschutztechnisch, datenschutzrechtlich wie auch bezüglich des Mehrwerts von Cloud-Diensten und Benutzerfreundlichkeit überzeugen können. Alle Varianten verursachen durch deren Komplexität mehr oder weniger Ärger bei den Benutzerinnen und Benutzern und weisen Mängel auf bezüglich des Datenschutzes. Und trotzdem führt für Schulen nichts an den Cloud-Diensten für Lernen und Lehren vorbei. Die Vorteile im Alltag überwiegen die Nachteile. Es ist Aufgabe der Schule, diese Situation mit Datenschutztechniken und durch sorgfältige Wahl zu verbessern. Einige der Unzulänglichkeiten der Cloud-Dienste sind für einzelne Schulen kaum beeinflussbar (siehe Kapitel Datenschutztechniken und Risiko).
- Lernressourcen – Materialien
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Quellen für Lehr- und Lernmaterial sind
- digitale Produkte und auszugsweise Scans von analogen Produkten der Lehrmittelverlage.
- im Netz frei verfügbare Unterrichtsmaterialien (Open Educational Resources).
- von den Lehrpersonen selbst zusammengestelltes Unterrichtsmaterial.
- allgemeine Medien (gedruckte und digitale Bücher, Radio- und TV-Sendungen (SRF, DRS etc.), Musik- und Film-Streamingdienste (Netflix etc.), Video-Plattformen (Youtube, Vimeo etc.).
- Microapps sind kleinste interaktive Anwendungen (z.B. LearningApps) inklusive Konfiguratoren, Generatoren und Solver für Aufgaben und Übungen (Mini-Apps).
Produkte von Lehrmittelverlagen
Wohin sich die Lehrmittelverlage entwickeln, ist völlig offen. Im ILZ-Bericht «Lehrmittel in einer digitalen Welt» sind verschiedene Szenarien aufgezeigt.
- Lehrmittel mit Lernumgebung: Manchmal bringen Lehrmittel ganze Lernumgebungen mit. An jedem Lehrmittel hängt eine eigene Lernumgebung mit eigener Benutzerführung, eigener Benutzerverwaltung etc. Oft ist dann die Didaktisierung Teil des Lehrmittels, zudem sind solche umfassenden Lehrmittel mit lock-in-Effekten verbunden, so dass die Lehrperson die Materialen nicht aus dem Lehrmittelumgebung herauskopieren kann.
- Distributionsplattformen. (z.b Schooltas und edubase etc.). Falls es eine Konzentration auf Distributionsplattformen (Lehrmittel-Stores) gibt, könnte es auf diesen auch Flatrates geben.
- Open Educational Ressources: Das sind Materialien, die frei verfügbar sind, nachdem die Erstellung durch Kanton, Bund oder eine andere Institution finanziert wurde (z.B. Materialien auf swisseduc.ch).
Der Bericht sieht grosses Potenziale für digitale Lehrmittel:
- Aktualisierung, Überarbeitung und Ergänzung wird einfacher
- Lehrmittel werden modularer
- Distribution von Lehrmitteln wird einfacher
- Lehrmittel können umfangreicher werden
- Lehrmittel werden leichter und verfügbarer
- Lehrmittel werden einfacher adaptierbar, multimedialer, interaktiver
- Automatisierte Unterstützung von Schülerinnen und Schülern mit Beeinträchtigungen
- Navigation, Glossar und Volltextsuche verfügbar
- Adaptive Lernumgebungen
- Analyse des Lernverhaltens von Schülerinnen und Schülern
- Lehrmittel unterstützen kooperatives Lernen
- Personalisieren von Lehrmitteln
- Ergänzung von Lehrmitteln durch die Nutzenden
- Einbindung externer Quellen
- Erweiterung von Lehrmittel durch Zusatzdienste
- Spielerische und automatisierte Lernbegleitung
Produkte von educa
Educa stellt mit educa.Biblio eine Austauschplattform für hinsichtlich Qualität geprüfte und empfohlene elektronische Lehr- und Lernmaterialien zur Verfügung. Diese Materialien sind online via Link verfügbar.
Ressourcenbeschreibungen, die mit dem Lehrplan 21 verknüpft sind, sind mit einem entsprechenden Symbol gekennzeichnet. Zusätzlich können Ressourcen auch direkt anhand der Struktur des Lehrplans, nach Schulstufe, Fach oder Typ gesucht und gefiltert werden.Startseite | educa.Biblio
Von Locked-In bis Kompositionierbarkeit
Der Lock-in-Effekt bezichnet eine Marktstrategie. Er gilt als technisch-funktionale Kundenbindung, weil Produkt- oder Servicekomponenten nur über einen Hersteller bezogen werden können oder komplementäre Produkte nur gemeinsam Nutzen stiften. Durch drohende Wechselkosten besteht auch eine ökonomische Kundenbindung. Der Begriff Kompositionierbarkeit bezeichnet in diesem Zusammenhang, dass Bestandteile neu zusammengefügt ein neues Werk schaffen.
Technisches Locked-In
- Cloud-Dienste, die das Teilen, Exportieren von Inhalten erschweren, während sie das Importieren von Inhalten unterstützen.
- Locked-in durch Formate
Rechtliches Locked-In bis OpenSource
- Oft stehen Inhalte unter einer Lizenz, die die Weiterverwendung in anderem Kontext untersagen. Für Schulen sind Lizenzen interessant die das Weiterverwenden und die Re-Kombinierbarkeit ermöglichen.
Ohne Locked-in
- Bei Cloud-Diensten, die das Teilen, Exportieren und die Re-Integration in andere Plattformen explizit unterstützen, sprechen wir von Kompositionierbarkeit.
- Kein Locked-In in die vorgegebenen Tools der Lehrmittelverlage. Alle Inhalte sollten kopier- und editierbar sein und in anderen Kontexten (Lernumgebungen) integriert werden können.
Digitalisierungsprozesse
Die Schulen benötigen Werkzeuge, Kompetenzen und Prozesse wie «alte» analoge Medieninhalte (Dias, Bücher, Videokassetten etc.) und «alte» digitale Medieninhalte (CDs, DVDs, etc), die digitalisiert und automatisiert mit Metadaten wie Coverbild, Titel, Kapitel, etc. angereichert werden können. Der Digitalisierungsprozess ist ein guter Anlass, um bei den analogen Daten aufzuräumen.
Falls verfügbar, lohnt es sich oft, Inhalte in digitaler Form neu anzuschaffen, statt sie zu digitalisieren. Qualitativ sind die neu digital gekauften Produkte meist besser. Dabei sind Produkte zu bevorzugen, die über keinen Kopierschutz verfügen, weil dieser in der Nutzung im Schulkontext oft zu Problemen führt.
Die Schule muss entscheiden, für welche Digitalisierungsprozesse sie selbst die Werkzeuge beschafft und die notwendigen Kompetenzen aufbaut und für welche Digitalisierungsprozesse sie entsprechende Digitalisierungs-Dienste in Anspruch nimmt.
- Für die Digitalisierung von Dokumenten und Büchern benötigt man einen schnellen doppelseitigen Scanner mit automatischem Einzug (oft kann man mit den Kopiermaschinen oder mit Multifunktionsdruckern scannen), zudem bedarf es einer guten Schrifterkennung (OCR).
- Für die Digitalisierung von CDs und DVDs benötigt man ein gutes DVD-Laufwerk, DVD-Kopier-Software mit Schreibschutzentfernung und Zugriff auf Metadaten-Datenbanken.
- Für die Digitalisierung von Videokassetten sind ein Videoabspielgerät und ein AD-Wandler nötig. Wann immer möglich sollte man Inhalte von Videokasseten neu in höherer Auflösung besorgen, statt sie zu digitalisieren.
- Für die Digitalisierung von Dias und Negativen benötigt man einen Dia- und Negativ-Scanner mit entsprechender Software.
- Lizenzierung für Lernmedien und Inhaltsdiensten
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Die Lizenzierung von Lernmedien ist komplex und ständig im Wandel. Die Schulen, Gemeinden und Kantone werden immer wieder mit neuen Vertriebs-, Lizenzierungs- und Kostenmodellen konfrontiert.
Geschäftsmodelle
Im digitalen Bereich sind folgende Geschäftsmodelle üblich:
- Freemium-Modell ist ein Geschäftsmodell, bei dem Apps, Anwendungen und Web-Anwendungen kostenfrei installierbar und bis zu einem gewissen Grad nutzbar sind. Die Kosten werden entweder über Werbung gedeckt und/oder über das Freischalten zusätzlicher Funktionen/Levels etc. durch In-App-Käufe.
- Flatrate ist ein Geschäftsmodell, bei dem in erster Linie Inhalte ohne zeitliche oder den Umfang betreffende Beschränkungen genutzt werden können. Flaterates sind attraktiv für Benutzende, da man nicht im Voraus wissen muss, was man nutzen wird und oft auf eine riesige Materialfülle Zugang hat.
Weitere Informationen siehe auch Kapitel «Geschäftsmodelle» aus dem Buch «Mehr als 0 und 1».
Verschiedene Typen von Anwendungen
Der Begriff «Anwendungen» wird als Überbegriff verwendet, im Detail wird unterschieden zwischen
- Apps für mobile Betriebssysteme, die meistens über einen der App-Stores (Apple Store, Google Play-Store etc.) bezogen werden,
- Software-Pakete für Desktop-Betriebssysteme, die meist über verschiedene Online-Stores bezogen werden. Die Lizenz wird oft in Form eines unpersönlichen Lizenzschlüssels vergeben.
- Web-Anwendungen für den Browser, die meist direkt online lizenziert werden. Die Lizenz ist oft an eine Benutzer-ID gebunden. Oft gibt es zur Web-Anwendung auch eine App und seltener auch ein Software-Paket, das dann über die Benutzer-ID freigeschaltet wird.
Die Lizenzierung von Software-Paketen für Desktop-Systeme ist äusserst komplex. Bei mobilen Betriebssystemen stehen Tools für die Massenlizenzierung in den App-Stores zur Verfügung. Es lohnt sich für die Schule, für Desktop-Systeme eine Fachperson für Lizenzen im Schulwesen beizuziehen.
Gut zu Wissen
- Bei App-Käufen und In-App-Käufen gehen 15 bis 30 Prozent der Kosten an den App-Store-Anbieter (AppStore von Apple, Playstore von Google, etc.).
Werbefinanzierte Anwendungen
Viele Apps, Web-Seiten und Web-Anwendungen sind werbefinanziert. Werbung ist im Kontext des Lehrens und Lernens äusserst störend. Werbung sollte im Kontext der Schule soweit möglich vermieden werden.
Die Schule muss deshalb klären, wie sie die Werbung in Apps, auf Web-Seiten und in Youtube-Filmen vermeiden kann. Um Werbung zu vermeiden, stehen folgende zwei Methoden zur Verfügung:
- durch Lizenzierung der Freemium-Apps durch In-App-käufe
- durch netzwerk-weite, Geräte-lokale oder browser-interne Werbefilter
Die Filterung von Werbung kann wie folgt geschehen:
- Aktivierung der Filterung von Werbung mit Inhaltsfiltern (siehe Netzwerk)
- DNS-Filterung von Werbung mit spezifischen Werbe-Gruben
- Nutzung von werbe-blockierenden Browsern (z.B. Brave Browser)
- Nutzung von werbe-blockierenden Browser-Erweiterungen (z.B. uBlock-Origin)
Die Werbefilterung funktioniert oft nicht vollständig. Durch eine Kombination der genannten Methoden kann aber eine gute Werbefilterung erreicht werden. Die Werbefilterung kann auch zur Blockierung von Inhalten/Anwendungen führen. Werbefilterung ist deshalb nicht völlig frei von Interventionen durch die Nutzenden.
Kosten sparen bei der Lizenzierung
Edu-Lizenzen
Von vielen Software-Paketen gibt es Educational-Lizenzen zu vergünstigten Konditionen oder sogar zur kostenfreien Nutzung. Die Schule sollte bei allen Produkten jeweils nachfragen, ob es Edu-Lizenzen gibt.
Volumen-Lizenzen
Viele Angebote verfügen über Mengenrabatt.
App-Store Spezialangebote
In den App-Stores gibt es Spezialangebote, die sich für die Schulen lohnen, da App-Lizenzen oft für ein paar wenige Franken bezogen werden können. Es gibt dazu ein paar einschlägige Blogs und Twitterkanäle, die solche Spezialangebote verfolgen und bekannt machen.
Bindung der Lizenzen
Die Lizenzen können an verschiedene Einheiten gebunden sein.
- IP-Adressraum
- Netzwerklizenzen
- Lizenz pro Gerät
- Lizenz pro Benutzerin resp. Benutzer
- Lizenz pro Token
IP-Adressraum
Der Zugriff auf Resource (Cloud-Dienste etc.) wird gewährt, wenn der Aufruf aus einem bestimmten IP-Adress-Bereich kommt, z.B. von einem Schulstandort. Diese Lizenzprüfung ist technisch sehr einfach. Nachteil dieser Lizenz ist, dass sie an einen physischen Standort gebunden ist und somit die Nutzung ausserhalb der Schule kompliziert macht. Diese Form der Lizenzbindung wird oft verwendet für den Zugriff auf kostenpflichtige Archive, Lexika, Verlagsprodukte, Softwarekioske etc.
Netzwerklizenzen
Netzwerklizenzen benötigen einen Server im Netzwerk der Schule, auf dem eine Lizenzierungssoftware installiert wird. Dabei überprüft die Software beim Start, ob noch freie Lizenzen verfügbar sind.
Lizenzen pro Gerät
Lizenzen können auch an ein Gerät gebunden sein, d.h. dass sie nur auf einer bestimmten Anzahl Geräten installiert werden können. Die Lizenz muss dann zuerst vom Gerät gelöscht werden, bevor sie auf einem anderen Gerät installiert werden kann
Lizenzen pro Benutzerin resp. Benutzer
Die Apple-ID, der AD-Benutzer oder die E-Mail-Adresse dienen als Grundlage, um Anwendungen zu lizenzieren. Für die benutzerbasierte Lizenzierung von digitaler Lernmitteln sind Schul-IDs ein wichtiger Baustein.
Lizenz pro Token
In seltenen Fällen wird die Lizenzierung an den physischen Besitz eines Tokens/Datenträger gebunden. Typische Token/Datenträger sind DVD, CD, USB-Dongel, Mini-Chipkarte etc. Durch die Bindung an ein physisches Objekt wird garantiert, dass nur die Person, die das Token/ den Datenträger bei sich hat, die Software oder den Dienst nutzen kann.
Lizenzierung von Lern-Apps im BYOD Modell
Eine Herausforderung stellt zurzeit die Lizenzierung von Apps im BYOD-Modell dar.
Eine Möglichkeit ist, den Benutzenden eine Bezahlkarte im Umfang von Fr. 30.- (kleinster Betrag) abzugeben, damit Benutzende die Apps selbst besorgen können.
Cloud-Dienste für die Sonderpädagogik
Digitale Technologien in der Cloud eröffnen neue Chancen auch für Menschen mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen und mit Behinderung, weil sie Einschränkungen kompensieren können und den Zugang der Betroffenen zu Informationen, zur Bildung und Arbeitswelt ermöglichen. Spezifische Cloud-Dienste haben das Potenzial, die Partizipation dieser Lernenden am gesellschaftlichen Leben zu verbessern oder gar zu ermöglichen.
- Förderzyklen mit ICT
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Digitale Technologien unterstützen Förderzyklen:
- Diagnose: Mit digitalen Orientierungstests wird der Lernstand von ganzen Klassen oder von einzelnen Lernenden effizient erfasst.
- Förderplanung: Heilpädagoginnen und Heilpädagogen werden bei der Auswahl individueller Fördermassnahmen und -materialien unterstützt. Dies ist jedoch kein Ersatz für deren Expertise.
- Förderung: Im Unterricht unterstützen und ergänzen digitale Tools die Arbeit der sonderpädagogischen Fachpersonen. Deren zwischenmenschliche Beziehungen zu den Lernenden sind aber weiterhin entscheidend wichtig.
- Evaluation: Nachtests dokumentieren den Lernzuwachs. Grafiken zeigen beispielsweise, wo der Lernprozess erfolgreich war und was im nächsten Förderzyklus angepackt werden kann.
- Fördern mit ICT
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Seit einigen Jahren werden immer mehr Lern-, Lehr- und Fördermittel mit digitalen Elementen eingesetzt. Auch ausserhalb der offiziellen Lehrmittel existiert eine ganze Reihe digitaler Tools, die für die individuelle Förderung von Lernenden mit besonderem Bildungsbedarf relevant sind. Tools bieten beispielsweise folgende Chancen für die individuelle Förderung:
- sind leicht zugänglich aufbereitet (sprachlich, grafisch, technisch usw.)
- weisen unterschiedliche und leicht anpassbare Anforderungsstufen auf
- bieten abwechslungsreiche Interaktionen, z.B. verschiedenartiges Üben
- ermöglichen eine Vielfalt an Lernstrategien und multiple Lerngelegenheiten
Cloud-Dienste für die interkulturelle Pädagogik
Cloud-Dienste leisten einen wichtigen Beitrag für das Erlernen von Deutsch als Zweitsprache und für das Kennenlernen verschiedener Kulturen. Augmented und Virtual Reality beginnen, neue und faszinierende Dimensionen interkulturellen Lernens zu ermöglichen.
- DaZ - unterstützt mit Cloud-Diensten
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Seit einiger Zeit werden DaZ-Lehr- und Fördermittel auch als E-Books und teilweise mit digitalen Elementen angeboten. Ein gutes Beispiel hierfür ist das DaZ-Lehrmittel «startklar – Deutsch für Jugendliche» mit umfangreichem Zusatzmaterial in der Cloud. Zusätzlich existieren etliche digitale Tools, die für die individuelle Förderung von DaZ-Lernenden sehr nützlich sind. Diese bieten beispielsweise folgende Chancen:
- nutzen die sprachlichen und kulturellen Ressourcen der Erstsprachen
- sind leicht zugänglich aufbereitet (sprachlich, grafisch, technisch usw.)
- weisen unterschiedliche und leicht anpassbare Anforderungsstufen auf
- bieten abwechslungsreiche Interaktionen, z.B. verschiedenartiges Üben
- Orientierung in einem fremden Kulturraum durch Augmented Reality
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Augmented Reality, auch erweiterte Realität genannt, bezeichnet eine computergestützte Darstellung, welche die reale Welt durch virtuelle Elemente erweitert. Mit Hilfe eines Smartphones, Tabelets oder einer speziellen Brille können beispielsweise bestimmte Objekte der Realität mit deutschen oder fremdsprachigen Begriffen versehen, erklärt und weiter veranschaulicht werden. Dies hilft auf intuitive und faszinierende Art bei der Orientierung in einem fremden Kulturraum.
- Verschiedene Kulturräume virtuell erleben durch Virtual Reality
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Virtuelle Realität bietet mit Hilfe einer VR-Brille und Bewegungssensoren für die Extremitäten zusätzliche Möglichkeiten für die Veranschaulichung und für Interaktionen. So ist beispielsweise ein virtueller Rundgang durch die Hauptstadt (oder einen anderen kulturellen Hotspot) des Herkunftslandes von Schülerinnen und Schülern möglich. Kulturen und Lebensbereiche, die in der Realität nicht ohne weiteres besucht oder bereist werden können, werden so auf visuelle Art erlebbar. Kombiniert mit einem virtuellen Treffen in einer Videokonferenz können sich die Lernenden mit Schülerinnen und Schülern, die in einer anderen Umgebung und einem fremden Kulturkreis leben, sehen und austauschen. Dazu können auch nonverbale Kommunikationsformen wie beispielsweise Gesten, Pantomime usw. genutzt werden.
Handlungsempfehlungen
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Applikation
Eine teilbare Cloud-Dateiablage mit Online-Editoren dient als schulische Lehrumgebung, persönliche Lernumgebung und als Ablage für Lern- und Förderressourcen. Als Kommunikationsdienst verfügen die Lehrpersonen und die Schülerinnen und Schüler über ein E-Mail-Konto.
Integration
Die Schule stellt eine umfassende Lern-, Lehr-, Förder- und Kommunikationsumgebung mit spezifischen Cloud-Diensten mit Integration der Lern- und Förderressourcen zur Verfügung.
Transformation
Die Lern-, Lehr- und Förderumgebung hat einen hohen Grad an Automatisierung erreicht. Dateien und deren Verwaltung geraten in den Hintergrund. Prüfungen sind individualisiert und werden halbautomatisch erstellt und vorausgewertet. Die Lerninhalte werden dynamisch-individualisiert dem Lernstand der Schülerinnen und Schüler zugeordnet. Die Lehrperson hat Zeit für die Begleitung der eigentlichen Lernprozesse.