Methoden und erweiterte Unterrichtsformen im digitalen Wandel
- Methoden und erweiterte Unterrichtsformen im digitalen Wandel
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Bisher wurden digitale Technologien in erster Linie als Ersatz für traditionelle Medien genutzt. Damit wird der Unterricht nicht grundsätzlich neu gestaltet. Der Computer wird zum Lexikonersatz, das Tablet zum Arbeitsblattersatz und die interaktiven Whiteboards zum Wandtafelersatz. Das SAMR-Modell schärft den Blick dafür, dass der Einsatz digitaler Technologien vor allem auf den Stufen «Änderung» und «Neubelegung» wirklich neue Möglichkeiten darstellt.
Gemäss B. Bloom zeichnen sich höhere Taxonomiestufen dadurch aus, dass die Komplexität des zu erreichenden kognitiven Lernziels zunimmt. Dies reicht von der Stufe 1 «Wissen wiedergeben» bis zur Stufe 6 «Kreieren». Das 4-stufige SAMR-Modell korrespondiert gut mit der zunehmenden Komplexität der Aufgabenstellung und dem Ziel, Neues zu schaffen (kreieren), wie sie auch die Bloomsche Taxonomie kennt.
Der Einsatz digitaler Technologien im Unterricht bietet neue Möglichkeiten, insbesondere die Nutzung digitaler Kommunikationstools und die Schaffung schülerzentrierter Lehr- und Lernarrangements. Letztere bietet vermehrt die Möglichkeit zur Differenzierung, Individualisierung und Personalisierung im Unterricht. Mithilfe von Lernplattformen (educanet 2, Microsoft Teams, Meet von Google Workspace for Education Plus, Moodle, Ilias etc.) stellt die Lehrperson differenzierte Angebote für verschiedene Schülerinnen- und Schülergruppen zur Verfügung. Diese werden mithilfe digitaler Tools bearbeitet. Die Individualisierung setzt auf zwei Ebenen an. Einerseits besteht die Möglichkeit, den Unterricht mittels digitaler Tools individuell zu planen (individualisierte Unterrichtsplanung). Andererseits wird die Individualisierung mithilfe von Lern-Software bzw. Lern-Apps umgesetzt. Die Schülerinnen und Schüler erhalten ihrem Lernstand angepasste Aufgaben. Einen Schritt weiter geht die Personalisierung des Unterrichts mithilfe digitaler Tools. Hier erfolgt die Steuerung nicht mehr durch die Lehrperson, sondern durch die Schülerin, den Schüler selbst. Sie halten sowohl Lernergebnisse als auch Lernprozesse in der persönlichen Lernumgebung fest (PLE, Personal Learning Environment). Sie nutzen dazu meistens ebenfalls digitale Tools (zum Beispiel OneNote, Notizen von Google Workspace for Education Plus oder Mahara). Wie diese genutzt werden und in welcher Form die Einträge mit der Lehrperson geteilt werden, entscheidet die Schülerin, der Schüler. Die Lehrperson begleitet und steuert das Lernen in Form von gemeinsamer Lernreflexion, gezielter Kontrolle und in Gesprächen, sowohl digital als auch analog/schriftlich.
Das Lernen macht an der Grenze der Klasse oder des Schulhauses nicht halt. Durch die Nutzung digitaler Tools können sich Schülerinnen und Schüler zu Lernnetzwerken zusammenschliessen. Dabei steht das Interesse an einem gemeinsamen Thema im Vordergrund. Ein Beispiel dafür sind die Scratch-Communities, in denen junge Menschen ihre mithilfe des Scratch-Programms erstellten Projekte vorstellen. Sie nutzen dabei die Möglichkeit, sich auszutauschen und gegenseitig zu helfen, und motivieren sich gegenseitig, ohne sich kennen zu müssen.