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Telefonie

Telefonie

Telefonie ist heute digital und läuft über das Internet. Wir unterscheiden drei Arten von Telefonie: VOIP-Telefonie (bisherige Festnetztelefonie), Mobiltelefonie und App-Telefonie.

  • Die VOIP-Telefonie bedeutet Voice over IP, was soviel heisst wie Telefonie über das IP-Internetprotokoll, kurz IP-Telefonie. Alle klassische Festnetztelefonie (analoge oder ISDN) wurde in den letzten Jahren auf VOIP-Telefonie umgestellt.
    VOIP-Telefonie bietet mehr Konfigurationsmöglichkeiten als die analoge Telefonie. So kann ein VOIP-Telefon beim Zimmerwechsel einfach mitgenommen werden. Es können mehrere Nummern auf ein Telefon geleitet werden oder eine Nummer bei mehreren Telefonen klingeln. Mittels SoftClients werden auch Laptops mit Headsets oder Mobiltelefone zu VOIP-Telefonen. Oft ersetzt die VOIP-Telefonie einfach die analoge resp. die IDSN-Telefonie, ohne die Zusatznutzen einzubeziehen. 
  • Mobiltelefonie (GSM, VoLTE und Wi-Fi-Calling) ist das Telefonieren mit dem Smartphone mit einer Mobil-Telefonnummer. Dabei kann die Telefonverbindung über drei verschiedene Verbindungen geleitet werden.
    • GSM: Die GSM-Funkverbindung ist die Verbindung, die das Smartphone klassischerweise nutzt für ein Telefongespräch.
    • VoLTE (Voice over LTE): Die Telefonverbindung wird über die Datenverbindung aufgebaut und wird über das Datenabo abgerechnet. Nicht alle Smartphones und Datenabos erlauben VoLTE.
    • Wi-Fi-Calling: Die Telefonverbindung wird über das WLAN (der Schule) hergestellt. Wi-Fi Calling ermöglicht es den Mitarbeitenden und Lernenden, ihr Smartphone auch in Bereichen der Schule nutzen zu können, in denen kein Handyempfang verfügbar ist. Und dies ohne dass die Schule spezielle Infrastruktur bauen muss, um die Handysignale ins Schulhaus zu leiten.
  • Die App-Telefonie nutzt Dienste wie Skype for Business, Wire oder Signal für die Telefonie mit oder ohne Videobild.

Die Telefonie wurde bei schulischen ICT-Konzepten bisher selten berücksichtigt, da bestehende Telefonsysteme und Leitungen genutzt wurden. In aktuellen Konzepten sollte die Telefonie jedoch einbezogen und die Zuständigkeit geklärt werden. Dabei ist zu beachten, dass

  • Internetanschlüsse und VOIP-Anschlüsse oft als Gesamtpakete angeboten werden.
  • die VOIP-Telefonie möglicherweise das lokale Netzwerk und den Internetanschluss der Schule nutzt.
  • die Telefonie ein Teil der gesamten Kommunikationsstrategie der Schule ist.

Im ICT-Guide Kapitel 11 «Wie wir kommunizieren – Kommunikation und Information» sind detailliertere Ausführungen aufgeschaltet. Diese sind im lokalen Medien- und ICT-Konzept der Schule geregelt.

Bei der Entscheidung für ein Telefonsystem sind organisatorische, technische und finanzielle Aspekte zu berücksichtigen.

Organisatorische Aspekte der Telefonie

Eine hohe und schnelle Erreichbarkeit der Lehrpersonen ist im täglichen Schulbetrieb wichtig. Deshalb sollten Telefonsysteme bevorzugt werden, die weder raum- noch ortsgebunden sind. Die traditionellen Tischtelefone sollten zugunsten von mobilen Lösungen ersetzt werden.

Technische Aspekte der Telefonie

Die Telefonie ist bei der Netzwerkplanung miteinzubeziehen

Falls die Schule VOIP-Telefonie über das lokale Netzwerk und den Internetanschluss der Schule leitet, ist die Telefonie bei der Netzwerkplanung einzubeziehen. Dabei müssen die Anzahl der Netzwerkanschlüsse, die Verkabelung sowie die Switchports, berücksichtigt werden.

Mobilfunk ist oft nicht im ganzen Schulgebäude zu empfangen

GSM sowie LTE (4G) + 5G sind unter Umständen nicht im ganzen Schulgebäude nutzbar. Falls die Schule in ihrer Kommunikationsstrategie primär auf Mobiltelefonie setzt, ist dies technisch zu berücksichtigen. Dank Wi-Fi-Calling (->Link) sind die Lehrpersonen über ihr Mobiltelefon auch in Räumen erreichbar, in dem sie keinen GSM- oder LTE-Empfang haben. Die Voraussetzung dazu ist ein flächendeckendes WLAN in der Schule.

Verschlüsselung der Telefoniedaten

Verschlüsselung der Telefoniedaten ist ein wesentlicher Aspekt des technischen Datenschutzes. Über Festnetz- und Mobiltelefone werden heute in der Schule viele Gespräche mit besonders schützenswertem Inhalt geführt. Dabei gibt es drei Probleme:

  • Der Stand der Verschlüsselung bei der Telefonie ist ungenügend.
  • Die Sprache kann heute mit hoher Qualität maschinell transkribiert und analysiert werden.
  • Für Telefonie-Benutzende ist nicht ersichtlich, wie gut die Daten geschützt sind respektive wer zuhören resp. das Gespräch automatisiert analysieren kann.

Unter Telefoniedaten verstehen wir sowohl

  • Sprachdaten (der eigentliche Inhalt des Telefongesprächs) als auch
  • Metadaten (wer spricht wann, wie lange mit wem)

Datenschutzrechtlich ist die Schule dafürverantwortlich, dass die Strecke vom Endgerät in der Schule (Punkt A) bis zum Server des VOIP/GSM/APP-Providers (Punkt C) den Anforderungen des Datenschutzes genügt.

Die Grafik zeigt: Schema VOIP-Verbindung und Verantwortung der Schule

Das heisst

  • Keine öffentliche Leitungen: die Telefoniedaten werden nicht über ein öffentliches Netz geleitet, sondern sind bis zum Punkt C nur auf Leitungen des Providers der Schule unterwegs oder
  • Transportverschlüsselung: die Telefoniedaten (Sprach- und Metadaten) werden auf den Strecken von Punkt A zu Punkt B und von Punkt B bis Punkt C jeweils über einen verschlüsselten Tunnel geleitet oder
  • Anruf- und Metadaten-Verschlüsselung: Die Sprach- und die Metadaten sind mindestens bis zum Telefonie-Provider verschlüsselt (z.B. SRTP und SIP over TLS). 

Die Strecke von A bis C liegt in der datenschutzrechtlichen Verantwortlichkeit der Schule, d.h. noch nicht, dass die Gespräche ohne Mithörende bei der angerufenen Person ankommen. Eine sichere Verbindung bietet nur eine Verbindung, die Ende-zu-Ende verschlüsselt ist. 

VOIP- und Mobiltelefonie sind ohne spezielle Massnahmen nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt, im besten Fall sind nur Teilstrecken verschlüsselt. 

Viele Telefonie-Apps bieten Ende-zu-Ende Verschlüsselung an, sind jedoch sehr unterschiedlich gesprächig, was andere Daten (Metadaten, Kontaktdaten etc.) des Mobiltelefons anbelangt.

Da die Verschlüsselung bei der Telefonie für Benutzende sehr intransparent und oft auch ungenügend ist, empfehlen wir den Schulen, insbesondere den Mitarbeitenden, die mit besonders schützenswerten Daten arbeiten (Schulleitungen, Schulverwaltung, Heilpädagogische Lehrpersonen und Schulsozialarbeitende) ein entsprechendes Merkblatt zur Verfügung zu stellen (siehe Vorlage Datenschutztechniken unter Umsetzungsinstrumente).

Telefongespräche können einfach aufgezeichnet werden

Telefoniegespräche aufzuzeichnen ist einfach. Die Schule klärt den Umgang mit der Aufzeichnung von Gesprächen. Beispielsweise muss die Lehrperson, will sie das Gespräch aufzeichnen, von der anderen Person eine Zusage abfragen.

Der VOIP-Server beim Provider ist für Schulen das passende Modell

Als Schule kann man entweder den VOIP-Server (PBX = PhoneBoX) des Providers nutzen oder beim Provider einen VOIP-Server mieten (hosted PBX), oder den VOIP-Server sogar selbst in der Schule betreiben. Für Schulen macht es fast immer Sinn, den VOIP-Server des Providers zu nutzen. Der Betrieb oder das Mieten eines gehosteten VOIP-Servers lohnt sich eventuell für grössere Organisationseinheiten (z.B. Fachhochschule, evtl. grössere Gemeinden) oder beim Bedarf sehr spezieller Anforderungen. 

Finanzielle Aspekte der Telefonie

  • Kaufen oder als Dienstleistung beziehen (die Telefonzentrale kann als Cloud-Dienst bezogen werden)
  • Bündelung von Angeboten
  • Kantonaler CMN-Vertrag
  • auf welche Kostenstelle, welches Budget? (Schule oder Gemeinde)

Kaufen oder als Dienstleistung beziehen

Da der Betrieb der Telefonie-Anlage nicht zu den Kernaufgaben der Schule gehört und Telefonieangebote standardisierte Dienstleistungsangebote darstellen, empfiehlt es sich, diese als Dienstleistung aus der Cloud zu beziehen.

Angebote sind oft kombiniert

Oft werden Angebote der Telefonie kombiniert mit der Internetanbindung. Deshalb ist es aufwendig, die Kosten transparent zu vergleichen. Zudem entstehen Abhängigkeiten zum Telefonprovider. Die Schule soll sich gut überlegen, ob sie Internet und Telefonie technisch und finanziell koppeln oder entkoppeln will.

Kantonaler CMN Vertrag

Der Kanton Zürich bietet für Mitarbeitende des Kantons, d.h. auch für Lehrpersonen der Volksschulen, einen CMN-Vertrag mit interessanten Konditionen für Mobil- und Datenabos an. Dieses Angebot ist relevant für die Frage, inwiefern die Schule den Lehrpersonen auch unterwegs einen Internetzugang anbieten soll und ob sie eventuell auf die VOIP-Telefonie zugunsten von Mobiltelefonie verzichten soll. Zudem muss geklärt werden, ob die Kosten für die Telefonie im Budget der Schule oder der Gemeinde eingeplant sind.