Assistieren mit ICT
- Assistieren mit ICT
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«Digitale Hilfsmittel» (ein Teilbereich der assistiven Technologien) wird als Sammelbegriff für unterstützende Computertechnologien wie Screenreader, Spracheingaben, Talker, Taster, Vergrösserungssoftware, Bildschirmtastatur, Steuerung durch Augenbewegung und ähnliche verwendet. Es geht folglich um Hardware und Software, die sowohl bei Schülerinnen und Schülern mit ganz unterschiedlichen Beeinträchtigungen als auch bei Besonderheiten in der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen bzw. in der Kommunikation verwendet werden.
Digitale Hilfsmittel können Funktionsstörungen (z.B. visuelle, auditive und motorische) ausgleichen. Indem sie individuell eingeführt und angepasst werden, ermöglichen sie den Betroffenen die Teilnahme am Unterricht. Aus diesem Grund ist die Verwendung (auch während Prüfungen) gesetzlich festgelegt (siehe Stiftung Schweizer Zentrum für Heil- und Sonderpädagogik unter Gesetzliche Bestimmungen und Nachteilsausgleich).
Einsatzbereiche
In folgenden Bereichen kommen digitale Hilfsmittel in Schulen zum Einsatz:
- Kommunikation
- Informationsbeschaffung, -aufnahme, -bearbeitung und -wiedergabe
- Steuerung von Computern und anderen Geräten
- Unterstützung des Lernens, z.B. durch spezielle Lernsoftware
Typen digitaler Hilfsmittel
Aus der Vielzahl digitaler Hilfsmittel für individuelle Bedürfnisse werden einige davon kurz vorgestellt:
- Spracheingabe, auch «speech to text» genannt. Diese Funktion wird heute durch Erweiterungen der Betriebssysteme (z.B. Siri, Cortana, Alexa, Bixby, Celia) oder der Office-Software (z.B. Diktierfunktion im Microsoft Office 365) in zunehmender Qualität angeboten. Teilweise macht eine spezialisierte Software, wie z.B. Dragon, immer noch Sinn, weil die Erkennungsqualität markant besser ist. In einem Klassenzimmer entstehen häufig Überlagerungen verschiedener Stimmen. Dies bedingt für Lernende, die auf die Spracheingabe angewiesen sind, ein spezielles Mikrofon mit starker Richtcharakteristik ganz nahe bei ihrem Mund (z.B. als Bestandteil eines Headsets). Ansonsten reagiert die Software nicht ausschliesslich auf die Stimme der Betroffenen, was zu falschen Eingaben und Frustration führen kann.
- Sprachsteuerung, auch «speech to action» genannt, wird – analog zur Spracheingabe – häufig durch die oben genannten Erweiterungen der Betriebssysteme angeboten.
- Augensteuerung, auch «eye tracking» genannt, ermöglicht die Steuerung von Computern bzw. deren Software (und anderen technischen Geräten) für Menschen ohne Lautsprache und mit schweren motorischen Einschränkungen. Es gibt Augensteuerungen für bestehende Computer und Gesamtsysteme z.B. in Kombination mit einem Talker (Beispiele).
- Spezielle Tastaturen ermöglichen beispielsweise das Tastaturschreiben mit nur einer Hand oder verhindern über ein Fingerführraster, dass unbeabsichtigt mehrere Tasten gleichzeitig gedrückt werden (Beispiele).
- Alternative Maussteuerungen ermöglichen z.B. die Bedienung eines Standard-Computers und dessen Software über Kopfbewegungen, einen grossen Trackball, einen Joystick usw. (Beispiele).
- Sprachausgabe (Screenreader) und Bildschirmlupe sind heute Funktionen, die durch die Betriebssysteme und/oder durch die Anwendungssoftware (z.B. Browser, Office 365) in guter Qualität angeboten werden. Sie ermöglichen Menschen mit Sehbeeinträchtigung den Umgang mit Informationen via Computer. Leider gibt es noch viele Webseiten, welche die nötigen Informationen für Screenreader (z.B. Alternativtexte zu Bildern, Videos usw.) nicht oder in ungenügender Qualität liefern. Siehe dazu auch nächstes Kapitel «Digitale Zugänglichkeit und Barrierefreiheit».
- Alternative Ausgabegeräte
Z.B. die Braillezeile, auch Brailledisplay genannt, ist ein Computer-Ausgabegerät für blinde und stark sehbehinderte Menschen mit auditiven Einschränkungen, das Zeichen in Brailleschrift darstellt. Üblicherweise werden Braillezeilen durch Screenreader angesteuert. So wird der Text Zeile für Zeile mit den Fingern tastbar dargestellt.
- Talker sind Sprachausgabegeräte, meist mit Touchscreen, die – im Rahmen der «Unterstützten Kommunikation» (UK) – Menschen ohne Lautsprache ermöglichen, dennoch auditiv mit anderen Menschen zu kommunizieren. Dabei wird unterschieden zwischen statischen Systemen (Beispiele) und dynamischen Systemen (Beispiele).
- Spezielle Software ermöglicht beispielsweise die Unterstützte Kommunikation (UK) über Piktogramme oder den Erwerb diverser Kompetenzen gemäss den eingeschränkten Möglichkeiten von Lernenden. (Allgemeine Beispiele, UK-Beispiele).
- Künstliche Intelligenz (KI)
Digitalisierung und KI bieten neue Assistenzmöglichkeiten beim Lernen und bei der Überwindung alltäglicher Barrieren:
Visuelle Programme (wie z.B. Seeing AI) können Menschen mit Sehbehinderung unterstützen, indem sie Dinge, die im «Blickfeld» der (Smartphone-) Kamera sind, beschreiben.
Textgeneratoren mit generativer KI (wie z.B. ChatGPT) können bei der Vereinfachung von Texten wertvolle und zeitsparende Dienste leisten. Zudem können sie zu einem wichtigen und effizienten Instrument für die Recherche werden.
Texterkennungsprogramme mit KI-Unterstützung (wie z.B. Speechify) können Texte einscannen, in guter Qualität erkennen und in variabler Geschwindigkeit vorlesen. Menschen mit Dyslexie können so wesentlich schneller Text aufnehmen.
Anbieter digitaler Hilfsmittel und Beratung
Der Markt an assistierenden Technologien ist gross. Die Stiftung Schweizer Zentrum für Heil- und Sonderpädagogik (SZH) verweist auf diverse Dienstleistungsanbieter.
Die Informationsplattform «ICT for Inclusion» der gleichnamigen HfH-Fachstelle bietet hochwertige Artikel zu verschiedenen Bereichen, Einsatzmöglichkeiten und Fachgebieten mit Bezug zum Lehrplan 21.Assistieren mit ICT im Gesamtzusammenhang «Sonderpädagogische Aspekte»